Star Wars - Kann Episode 9 noch gut werden?

"Die letzten Jedi" hat 2017 die Filmwelt gespalten und bei einigen Zuschauern Enttäuschung hinterlassen. Woran genau lag das? Und was können wir von Episode 9 erwarten?

Star Wars - Kann Episode 9 noch gut werden?

Mitten in der Weihnachtszeit erwartet uns der nächste große Blockbuster. Wie auch das Marvel Filmuniversum, so wird auch die "Star Wars" Reihe dieses Jahr ihr großes Finale liefern. Ein guter Grund, die Jahre seit der Wiederbelebung des Riesenfranchises einmal Revue passieren zu lassen und einen Rückblick auf die neue Trilogie zu werfen. "Die letzten Jedi" hat 2017 die Filmwelt gespalten und bei einigen Zuschauern Enttäuschung hinterlassen. Woran genau lag das? Und was können wir von Episode 9 erwarten?

© Disney

Als Disney im Oktober 2012 die Firma Lucasfilm für stolze 4 Milliarden Euro von George Lucas kaufte, machte sich zunächst Skepsis in der Fangemeinde breit. Man fragte sich nicht ganz zu Unrecht, ob es wirklich nötig sei, die Star Wars-Kuh noch weiter zu melken, vor allem nachdem schon die drei Prequel Filme eher schlecht als recht bewertet wurden. 2015 schlug diese Skepsis dann mit den ersten Trailern in einen Hype und nach dem Filmrelease zur Weihnachtszeit schließlich in völlige Begeisterung um. Alle waren im Star Wars Wahn, sogar Mineralwasser Marken und Shampoo Hersteller druckten Darth Vader Motive auf ihre Etiketten und die Kritiken überboten sich in Lobeshymnen. Aber war das alles berechtigt?

Episode 7 – Das Erwachen der neuen Hoffnung

Er wurde der Regisseur, der zwei große Fanlager verbinden sollte. J. J. Abrams, der zuletzt das Reboot der "Star Trek" Filme verantwortete, war nun der Mastermind hinter der neuen Star Wars Trilogie und übernahm bei "Das Erwachen der Macht" sowohl Drehbuch als auch Regie. Die Filmwelt reagierte mit überwiegend positiven Rezensionen. Episode 7 gilt als gelungen. Der Film knüpft an die Magie der originalen Trilogie an, erzählt eine mystisch verwobene, mit vielen Geheimnissen gespickte Geschichte, zieht den Zuschauer in die weit, weit entfernte Galaxis und vermeidet dabei viele Fehler von Episode I, II und III. Zum Beispiel klingen die Dialoge jetzt so, als fänden sie tatsächlich zwischen echten Menschen statt. Auch wurde wieder mehr auf Kostüme, Make-Up und echte Kulissen gesetzt, anstatt alles nur vor einem Green Screen zu drehen. Dass der Film sich so gelungen und vor allem rundum schlüssig erzählt anfühlt kommt allerdings nicht von ungefähr. Das hat einen Grund . Und dieser Grund ist gleichzeitig die größte Schwäche, ja fast schon die große Dreistigkeit, die der Film sich erlaubt.

Episode 7 ist eine fast schon absurd offensichtliche Kopie von "Eine neue Hoffnung" (1978). Warum ein Großteil der Kritiker das seinerzeit nicht stärker zum Thema machte, ist schwer zu verstehen. Der Film sei „inspiriert“ von Teil 4 und 5, hieß es in vielen Rezensionen. Man muss schon eine Fanboy-Brille mit sehr hoher Sehstärke aufsetzen, um nicht zu erkennen, dass die Geschichte 1 zu 1, also wirklich Schritt für Schritt dieselbe ist wie im allerersten Star Wars Film. Vom Druiden mit den geheimen Informationen, der von beiden Seiten gesucht wird, über die Vaterfigur, die dem Helden aus ärmlichen Verhältnissen die Macht erklärt und schließlich vor dessen Augen stirbt, bis hin zu der Raumstation, die dieses Mal sogar mehrere Planeten auf einmal zerstören kann und nur durch eine kleine Schwachstelle zerstört werden kann. Man könnte die Story in ihre Einzelschritte zerstückeln und nebeneinander legen – sie wären nahezu identisch. Ja sogar die legendäre Kantinen-Szene wurde eingebaut – nur eben etwas weniger legendär.

Trotzdem, der Film war überaus spannend, etablierte viele interessante Orte sowie Figuren mit glaubwürdigen Motiven und machte mit zahlreichen Glanzmomenten Hunger auf mehr von all dem. Das Star Wars Fieber war wieder da, der Film ließ den Zuschauer im Sessel mit Gänsehaut zurück und vor allem mit der Frage, wie es denn nun weitergehen könnte.

Wer sind Reys Eltern? Wer ist der mysteriöse oberste Anführer Snoke? Warum hat Luke Skywalker sich ins Exil begeben? Was ist damals in seinem Jedi Tempel geschehen? Wer sind diese Ritter von Ren, denen der neue Bösewicht Kylo Ren angehört? Mit all diesen Fragen reichte J. J. Abrams den Regie-Stab nun weiter ein jemanden, der, wie sich herausstellen sollte, eine ganze eigene, ganz andere Vision der Geschichte im Kopf hatte. Die Rede ist von Regisseur Rian Johnson.

Episode 8 – Die letzten Jedi

An Johnsons zweitem Teil der neuen Reihe zeigt sich, was passiert, wenn man eine Trilogie drehen will, ohne sich vorher genau überlegt zu haben, wie die Handlung über die 3 Filme hinweg laufen und wo sie am Ende landen soll. Dass es so ein Gesamtkonzept nicht gab, haben die Produzententeams von Disney und Lucasfilm mittlerweile in Interviews zugegeben. "Die letzten Jedi" ist hierfür das Hauptbeweisstück. Zwei verschiedene Drehbuchautoren und Regisseure, zwei unterschiedliche Vorstellungen und Visionen der Geschichte. Allerdings in ein und derselben Filmreihe, direkt nacheinander. Ein großer Fehler, wegen dem sich Teil 7 und 8 nicht wie aus einem Guss anfühlen.

Abrams brachte zum Beispiel die geheimnisvolle Frage um Reys Herkunft ins Spiel, Johnson erklärt sie in einem kurzen Fahrstuhldialog mal eben für irrelevant. Symbolisch für diesen Bruch steht die erste Szene des Films, die direkt an den Vorgänger anschließt. Dramatisch reichte Rey dem gealterten Luke Skywalker sein früheres Lichtschwert – Ein Gänsehautmoment. Nach dieser lang inszenierten Szene macht Johnson abrupt einen Witz daraus. Luke nimmt das Schwert, wirft es wie in einer albernen Sitcom kommentarlos über die Schulter und geht. Der drakonische General Hugs ist nicht länger der respekteinflößende Offizier aus Episode 7, sondern wird gleich zu Beginn mit „Deine Mutter“-Witzen degradiert. Dem Regisseur schien keine Pointe zu flach und keine Szene zu plump zu sein. Zwar hatte schon "Das Erwachen der Macht" einen saftigen Humoranteil, der stark an die Marvel Filme erinnerte, aber nun wird das Ganze auf die Spitze getrieben und geht ausschließlich auf Kosten der Ernsthaftigkeit der Geschichte. Zum Beispiel, wenn der ehrwürdige Jedi Meister sich grüne Milch von der Zitze einer Alien-Seekuh melkt und wie in einer Protein Shake Werbesport aus einer Sportflasche trinkt. Oder wenn süße Tierchen wie die sogenannten Porgs wirklich rein gar nichts zur Handlung beitragen, sondern nur für niedliche Gags da sind – und um reichlich Plüschtiere zu verkaufen.

Als dann, während Reys Jedi-Training, Lukes kritische Sicht auf die Jedi und ihr Wirken offenbart wird, scheint es aber doch noch spannend zu werden. Man glaubt zu erleben, wie die ziemlich eindimensionale Gut-und-Böse Ordnung, die man aus Star Wars kennt, aufgeweicht wird, wie Grenzen verschwimmen. In tollen Szenen wird angedeutet, dass ein „Gleichgewicht der Macht“ auch die dunkle Seite benötigt. Eine völlig neue Betrachtung der Macht lodert in Lukes Lektionen auf. Nur um am Ende wieder im Keim erstickt und ins starre Hell-Dunkel-Regal einsortiert zu werden.

Man glaubte schon in Luke einen „Grauen Jedi“ zu erkennen. Kleiner Nerd-Exkurs: Im erweiterten Star Wars Universum nennen sich so einige abtrünnige Jedi Ritter, die verstanden haben wollen, dass auch die dunkle Seite wichtig ist, um die Macht vollständig zu verstehen. Sie halten die Angst vor der dunklen Seite für einen großen Fehler der Jedi. Wie aufregend wäre es gewesen, diesen Aspekt der verwischten Gut-Böse-Grenzen hier aufzugreifen. Leider verschenkt der Film hier riesiges Potenzial und kehrt am Ende zurück zur Standardgeschichte. Natürlich nicht, ohne unterwegs noch ein paar andere offene Fragen und Erwartungen zur zerstören. Snoke? Tot. Die Ritter von Ren? Werden nicht mehr erwähnt. Prinzessin Lea? Bekommt einen riesigen Augenroll-Moment anstelle des dramatischen Abschieds, der nicht nur super gepasst, sondern den Carrie Fisher († 2016) auch verdient hätte.

Einige wenige Fans legten das alles als geniales Stilmittel aus. „Subverting Expecations“ (= Erwartungen untergraben) lautet hierzu das neumodische Schlagwort. Der Film punkte angeblich dadurch, dass er mit der Erwartungshaltung des Zuschauers spielt und bricht. Blöderweise betrifft das in diesem Fall auch die Erwartung, eine gute Fortsetzung zu sehen. Nicht falsch verstehen, "Die letzten Jedi" hat zwar ein paar tolle, isoliert betrachtet sogar geniale Momente, aber unterm Strich macht der Film einfach wesentlich mehr falsch, als er richtig macht.

Episode 9 – Der Scherbenhaufen der Skywalkers

Nach der "gemischten" Kritik zu Teil 8, geriet bei Lucasfilm (Disney) einiges ins Wanken. Der Ursprüngliche Regisseur Colin Trevorrow ("Jurassic World") verließ das Projekt aufgrund von „kreativen Differenzen“. Alles wirkte irgendwie durcheinander und verzweifelt. Man suchte nun jemanden, der den Karren noch aus dem Dreck ziehen kann - und man wurde schnell fündig.

J. J. Abrams kehrte nun zurück in den Regiestuhl – und an den Drehbuchtisch. Zusammen mit einem Co-Autor verwarf er das Skript, um nun seine Vision der Star Wars Geschichte wieder aufzugreifen. Er hat mit Episode 7 begonnen, einen roten Faden zu spinnen. Rian Johnson hat den Faden abgeschnitten und verbuddelt. Wahrscheinlich irgendwo in der Wüste von Tattooine. Abrahams muss ihn nun wiederfinden, Fehlentscheidungen aus Episode 8 wieder geraderücken, alte Figuren gebührend verabschieden und außerdem ein würdiges Ende der gesamten Saga erzählen – unter Einbezug von 8 Filmen. Wenn man sich diese Aufgabe so anschaut, kann man ihm nur viel Glück wünschen.

Aber es kann gelingen. Genügend Zeit hat der Film zumindest. Mit seinen 155 Minuten Laufzeit ist er (zusammen mit Episode 8) der längste der Filmreihe. Ob die Zeit reicht, um die Geschichte spannend zu Ende zu dichten und gleichzeitig den hohen Anforderungen gerecht wird, das erfahren wir am 19. Dezember im Kino. Möge die Macht bis dahin mit euch sein.