Das große Plothole in "The Dark Knight"
Die Batman Trilogie von Christopher Nolan gilt als Meisterwerk. 'The Dark Knight' taucht in nicht wenigen Listen der besten Filme aller Zeiten auf. Und doch enthält gerade dieser Film eine Logiklücke, die so bescheuert ist, dass ein Großteil der darauffolgenden Handlung hinfällig wird.
Bild: © Warner Brothers
Zunächst einmal: Christopher Nolan ist mein Lieblingsregisseur. Es gibt eigentlich keinen Film von ihm, den ich nicht mindestens großartig finde. Ich liebe ‚The Dark Knight‘. Er ist dramaturgisch genial, toll inszeniert und hat mit Heath Ledger als Joker natürlich einen der faszinierendsten Filmbösewichte aller Zeiten. Aus heutiger Sicht wirken manche Actionszenen etwas angestaubt, aber dafür sind sie nicht annähernd so effektüberladen und vollgestopft mit leblosen CGI Figuren, wie in den neueren DC Filmen. Nolan stand schon damals für größtenteils handgemachte Effekte, weswegen die Filme den Test der Zeit überstehen werden.
Aber so cool die Handlung auch ist, es gibt da diese eine Entwicklung, die ich noch nie so richtig verstanden habe. Je länger man darüber nachdenkt, desto schwachsinniger wird es und vor allem frage ich mich, warum in Rezensionen nie davon gesprochen wird und wurde. Spätestens beim letzten Teil der Reihe hätte man diese Lücke wieder aufgreifen müssen, denn im Prinzip basiert die gesamte Handlung von ‚The Dark Knight Rises‘ darauf.
Wer kriegt die Schuld?
Mit dem Folgenden werde ich (hoffentlich) niemanden mehr spoilern. Der Staatsanwalt von Gotham City, Harvey Dent sein Name, macht in der zweiten Filmhälfte eine drastische Entwicklung durch. Der Tod seiner Verlobten, der früheren Freundin von Bruce Wayne, lässt ihn durchdrehen, an der Gerechtigkeit von allem zweifeln und schließlich zum Mörder werden. Nachdem ihm eine Gesichtshälfte weggebrannt wird, macht er nun als „Two-Face“ Jagd auf alle, die mit dem Tod seiner Geliebten in Verbindung standen. Wen er erschießt und wen nicht entscheidet er per Münzwurf – für ihn ab jetzt die einzig wahre Gerechtigkeit.
Am Ende nimmt er Commissioner Gordon, beziehungsweise dessen Familie ins Visier. Er wird aber von Batman aufgehalten, in die Tiefe gerissen und getötet. Und jetzt passiert’s. Gordon und Batman beraten sich. Bisher war Dent nämlich die schillernde Figur im Kampf gegen das organisierte Verbrechen in dieser von Kriminalität verseuchten Stadt. Wenn öffentlich würde, was er für ein Psychopath geworden ist, ein mehrfacher Mörder, ja dann wäre dieses Symbol vernichtet und die Botschaft an die Bürger wäre, dass selbst der strahlende Vorreiter unter ihnen zum Schurken wird. Um diesen symbolpolitischen Supergau zu verhindern beschließt Batman kurzerhand, die Schuld für Dents Morde auf sich zu nehmen und unterzutauchen. Er sieht keinen anderen Weg und geht diesen heftigen Schritt, damit seine Stadt nicht die Hoffnung verliert. Heldenhaft oder?
„Und ich dachte, meine Witze wären schlecht“
Ja, oder auch einfach blöd. So richtig blöd. Hätte es da nicht noch jemand anderen gegeben, dem man einfach die Schuld für die Morde hätte geben können? Ich weiß auch nicht. Vielleicht einen, der so richtig psychopathisch drauf ist. Der vielleicht schon vorher im Film wahllos irgendwelche Leute umgebracht hat. Der wäre doch perfekt. Ach warte, den hätte es ja gegeben. Er ist für viele der Grund, weshalb sie diesen Film so lieben: Der Joker.
Der befand sich zu diesem Zeitpunkt sogar schon in Polizeigewahrsam. In der vorangegangenen Szene hat Batman ihn gestellt. Was danach mit ihm passiert, wird auch coole geheimnisvolle Art nicht mehr gezeigt. Aber man hätte problemlos der Öffentlichkeit gegenüber sagen können, dass der Joker das alles war. Die einzigen die davon wussten waren Batman und Gordon. Der Joker hätte es getan haben können, bevor er geschnappt wurde, oder er hat es über irgendwelche Mittelsmänner eingefädelt haben können. Dann hätte der dunkle Ritter seine weiße Weste behalten, Harvey Dent wäre als der glorreiche Held gestorben den alle in ihm sehen wollten und die Stadt hätte einen großen Schritt in Richtung Befriedung gemacht. Aber nein, Captain Fledermaus muss natürlich den dramatischen Abgang hinlegen. Wie Ras al Ghul ihm in ‚Batman Begins‘ schon ironisch sagte: „du hast meinen Rat in Bezug auf Theatralik aber sehr wörtlich genommen“.
Batman im Exil
Das Blöde ist, wenn man zu viel drüber nachdenkt vermiest diese Logiklücke einem ganz schön den Spaß am dritten Teil der Reihe. Denn Batmans Entscheidung, die Schuld für die Morde Harvey Dents auf sich zu nehmen ist keineswegs folgenlos. Zu Beginn von ‚The Dark Knight Rises‘ ist Batman immer noch im Exil und bei seinem ersten Auftauchen macht die Polizei sofort Jagd auf ihn – wegen seiner angeblichen Verbrechen und dem Mord an Harvey Dent. Große Teile der Handlung wären anders verlaufen oder hätten so gar nicht stattgefunden, wenn Gordon und Batman nicht auf diese bekloppte Idee gekommen wären. Vor allem, wäre es denn wirklich so schlimm gewesen wenn die Welt von Dents Wahnsinn erfahren hätte? Deswegen wären ja nicht gleich alle kriminell bzw. noch krimineller geworden oder hätten den Kopf komplett in den Sand gesteckt. Dann wäre man wenigstens ehrlich gewesen und Bane hätte im nächsten Film eine Schwachstelle weniger zum ausnutzen vorgefunden.
Aber hey, am Ende ist es nur ein kleiner Schönheitsfehler im ansonsten meiner Meinung nach makellosen Antlitz der Dark Knight Trilogie. Man kann und will es dem Film und seinen Autoren verzeihen. Hätte man das Ende anders geschrieben, wäre uns allen womöglich der epische Schluss mit Gordon’s düsterer Stimme aus dem Off entgangen.
„Weil er der Held ist, den Gotham verdient. Aber nicht der, den es gerade braucht. Also jagen wir ihn. Weil er es ertragen kann. Denn er ist kein Held. Er ist ein stiller Wächter, ein wachsamer Beschützer, ein dunkler Ritter.“ – James Gordan